Es kommt Ihnen so vor, als wäre das Rekrutieren von qualifizierten Arbeitskräften ein immer schwerer zu gewinnendes Spiel? Vor dieser Problematik stehen derzeit viele Branchen. Eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt jedoch, dass in Deutschland aufgrund regionaler Unterschiede kein flächendeckender Fachkräftemangel herrscht. Somit ist die Betitlung der derzeitigen Situation auf dem Arbeitsmarkt als „Fachkräftemangel“ gewissermaßen eine Lüge, die sich allerdings hartnäckig hält. Zugegeben: In einzelnen Berufsfeldern sind durchaus Engpässe vorhanden, das sollte aber keine Ausrede für unbesetzte Stellen sein.
Sicher fragen Sie sich jetzt: Wenn es doch genug potenzielle Arbeitnehmer gibt, wo liegen dann die Ursachen für den Fachkräftemangel?
Auch wenn Sie jegliche Hindernisse so schnell wie möglich überwinden wollen: Ergreifen Sie nicht direkt Maßnahmen, um offene Stellen zu besetzen. Diese können nämlich – bedingt durch eine falsche, unüberlegte Herangehensweise – ins Leere führen.
In diesem Text erfahren Sie deshalb zuerst, welche Ursachen der vermeintliche Fachkräftemangel in Deutschland wirklich hat. Mithilfe dieser Informationen werden Sie künftig genau wissen, welche Prozesse Sie einleiten müssen, um endlich Personal zu finden.
Erfahren Sie in diesem Text …
… wo Unternehmen meist die Herausforderungen sehen.
… die sieben eigentlichen Gründe.
… wieso es speziell in der Handwerksbranche und in Pflegeberufen Engpässe gibt.
Ursachen Fachkräftemangel: Hier sehen die Unternehmen das Problem
Ging es in den letzten Jahren um das Thema Fachkräftemangel, waren sich deutsche Arbeitgeber häufig einig. Die Rekrutierungsschwierigkeiten wurden meist mit folgenden Aspekten in Zusammenhang gebracht:
- Es bewerben sich zu wenige Menschen auf die Stellenausschreibung.
- Viele junge Leute, die sich bewerben, bringen nicht die notwendigen Fachkenntnisse mit.
- Den Jobinteressenten fehlt es an Berufserfahrung.
- Trotz abgeschlossener Berufsausbildung sind die Bewerber aufgrund eines Mangels an Social Skills nicht akzeptabel.
- Die Jobanwärter fordern ein zu hohes Gehalt.
Diese Thesen werden branchenübergreifend zwar sehr häufig geäußert, doch sind diese nur geringfügig die tatsächlichen Auslöser fehlender Fachkräfte.
Sieben Gründe für den Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen
Oft hilft es, einmal einen Blick auf die andere Seite zu werfen und sich in diese hineinzuversetzen. Dass Ihre Stelle nicht besetzt wird, liegt nicht unbedingt an den Bewerbern oder dem sogenannten Fachkräftemangel. Natürlich ist es einfacher, die Schuld von sich zu schieben. Versuchen Sie bei den nächsten Punkten dennoch, Ihr bisheriges Auftreten und Vorgehen als Unternehmen ehrlich zu reflektieren.
#1 Unzureichende Bezahlung
Möchte ein Unternehmen neues Personal anheuern, entsteht meist der folgende mehrstufige Prozess:
- Recruitingmaßnahmen werden eingeleitet.
- Der Recruitingversuch scheitert.
- Die Personalsuche wird noch einmal intensiviert.
- Auch diese Maßnahme scheitert.
- Das Gehalt wird in der Stellenanzeige erhöht.
- Die Stelle wird erfolgreich besetzt.
Grundsätzlich erfordert die derzeitige Marktsituation eine Steigerung des Gehalts. Dennoch steigt das Niveau der Löhne nur bedingt an. Seitens der Firmen finden die Anpassungsreaktionen noch zu langsam statt. Der Fachkräftemangel steht also in Verbindung mit den zu langsam ansteigenden Löhnen. Die geringe Bezahlung führt dazu, dass aus einer eigentlich nur kurzfristigen und konjunkturell bedingten Situation eine langfristige Mangellage wird.
#2 Kleine Betriebe sind unsichtbar
Viele kleinere Betriebe verstehen nicht die Notwendigkeit eines Employer Brandings. Die Schwierigkeit dabei: Absolventen der Universität und auch andere Jobinteressenten wissen nicht um die regional vertretenen Unternehmen aus ihrer Branche und bewerben sich allesamt bei bekannten Unternehmen in größeren Städten.
Hinzu kommt, dass die Rekrutierungskanäle meist nicht der Zielgruppe entsprechen. Oft ist die Problematik, dass sich Firmen nicht dem digitalen Zeitalter anpassen und Maßnahmen wie Social Recruiting gar nicht nutzen.
Außerdem können veraltete Strukturen, wie eine Nicht-Anpassung an die Digitalisierung, unattraktiv auf Jobsuchende wirken.
Alles in allem: Die Unternehmen sind zu inaktiv und nicht präsent, in Anbetracht dessen aber zu anspruchsvoll.
#3 Die Erwartungshaltung der Unternehmen
Einige Unternehmen haben noch immer nicht realisiert, dass nicht mehr sie selbst, sondern inzwischen die Bewerber am längeren Hebel sitzen. Dennoch verhalten sie sich genau gegensätzlich. So wird beispielsweise Kandidaten, welche nicht allen Anforderungen entsprechen, keine Chance gegeben. Stattdessen wird häufig einfach die Schuld im deutschen Bildungssystem gesucht: Durch ein zu leichtes Abitur seien junge Leute heutzutage nicht mehr ausbildungsfähig. Obwohl diese doch vom Unternehmen durch Maßnahmen der Personalentwicklung künftig auf das geforderte Level gebracht werden könnten.
Wird der Anlass für den vermeintlichen Fachkräftemangel bei den jungen Menschen gesucht, weil diese angeblich nicht als qualifizierte Fachkräfte herhalten, dürfen sich die Unternehmen eigentlich selbst an die Nase fassen.
#4 Der Job wirkt unattraktiv
Einige Branchen wirken auf junge Erwachsene, die gerade die Schule abgeschlossen haben, nicht sonderlich ansprechend. Ausschlaggebend dafür können Faktoren wie der Standort, unzureichende Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, unflexible Arbeitszeiten oder auch eine schlechte Bezahlung sein.
Abgesehen davon wird ein Studium gesellschaftlich meist höher angesehen als eine Ausbildung. Jobs wie beispielsweise aus dem Pflegebereich benötigen jedoch Auszubildende.
#5 Abwanderung
In den letzten Jahren stieg die Zahl deutscher Auswanderer enorm an. Viele qualifizierte Menschen gehen ins Ausland und verursachen somit eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt. Auch wenn der Reiz des Neuen oder andere persönliche Gründe ein Motiv für das Auswandern sein können, zählen doch auch berufliche Aspekte wie ein angemessenes Gehalt mit hinein. Zudem können zu lange Rückmeldungszeiten seitens der Unternehmen zu vermehrten Bewerbungen ins Ausland führen. Nicht persönlich motivierten Gründen kann also theoretisch entgegengewirkt werden.
#6 Demografischer Wandel
Die Überalterung der Bevölkerung ist eine Situation, welche auch in den nächsten Jahren die deutsche Wirtschaft beeinflussen wird. Dennoch werden in vielen Betrieben ältere Bewerber nur selten eingestellt. Das liegt daran, dass ältere Mitarbeiter zwar aufgrund ihres Wissens und auch ihrer Erfahrung wertgeschätzt werden, ihnen das Potenzial für digitale und technische Affinität aber nicht zugetraut wird. Darüber hinaus ist ein Misstrauen gegenüber der Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter weit verbreitet. Um aber lange Vakanzzeiten zu beseitigen, muss sich an den demografischen Wandel angepasst werden. Somit sollten auch die Bedingungen für den Einsatz älteren Personals eingehalten werden. Wichtige Aspekte sind hierbei zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Gesundheitsschutz und Motivation, im Erwerbsleben zu bleiben.
#7 Zunehmende Digitalisierung
In fast allen Wirtschaftsbereichen vollzieht sich eine zunehmende Technologisierung. Dies bringt jedoch zwei Problematiken mit sich:
- Viele Berufe verlieren durch diesen Wandel an Bedeutung.
- Durch die Veränderungen entstehen neue Verantwortungsbereiche, die allerdings ein viel komplexeres Fachwissen voraussetzen.
Dies hat wiederum zur Folge, dass die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Fachkräften stetig abnimmt.
Branchen, in denen es mangelt: Zwei Beispiele
Wie Sie bereits zu Beginn dieses Artikels erfahren haben, ist ein tatsächlicher Fachkräftemangel nur in spezifischen Branchen vorzufinden. Bereiche, in denen ein Mangel besonders deutlich sichtbar ist, sind unter anderem technische Berufe, Pflegeberufe oder auch Berufe aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), wie beispielsweise Softwareentwicklung.
Die Auslöser für einen Fachkräftemangel lassen sich über unterschiedliche Branchen hinweg nur hinsichtlich einiger Aspekte verallgemeinern. Ein IT-Fachkräftemangel kann durch branchenspezifische Eigenheiten anders bedingt sein, als ein Engpass im Ingenieurswesen. Daher wird im Folgenden beispielhaft näher auf die Ursachen langer Vakkanzzeiten in der Handwerksbranche und in Pflegeberufen eingegangen.
Ursachen in der Handwerksbranche
Ihr Betrieb, welcher Teil der Handwerksbranche ist, ist derzeit in einer misslichen Lage. Ohne genau die Auslöser hierfür zu kennen, ist es jedoch schwierig, einen Lösungsweg zu ermitteln. Eines der Hauptprobleme in den handwerklichen Betrieben ist die schwache Handelskonjunktur. Auf junge Jobsuchende wirken handwerkliche Berufe meist nur geringfügig attraktiv. Daher mangelt es in Folge oft an Auszubildenden.
Geht es ums Gehalt, kann die Handwerksbranche auch hier nicht glänzen. Es ist nicht nur so, dass die Ausbildungsvergütung sehr niedrig angesetzt ist, sondern auch generell gibt es bei den Löhnen nur wenig Spielraum. Daher wandern nicht selten qualifizierte Fachkräfte ins Ausland ab.
Ein weiteres Motiv für den Fachkräftemangel in der Handwerksbranche ist das schlechte Image. Dies hat nämlich zur Folge, dass die Ausbildungsquoten weiter sinken. Dadurch ist also ein Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage bedingt. Das konkrete Problem beim Image der Handwerksbranche: Zwar ist sie in der Bevölkerung angesehen, aber nicht ansprechend genug, als dass erfolgreich rekrutiert werden könnte.
Hinzu kommen die gestiegenen Erwartungen der vorhandenen Bewerber durch den technologisch bedingten Wandel.
Die letzte Ursache des Fachkräftemangels in der Handwerksbranche ist der Strukturwandel weg vom klassischen Handwerk und hin zum Dienstleistungsgewerbe.
Tipp: Arbeiten Sie an Ihrem Image und bieten Sie Ihren Kandidaten attraktive Vorteile.
Ursachen bei Pflegeberufen
Die Branche, welche für Engpässe und Fachkräftemangel wohl am bekanntesten ist, ist die der Pflegeberufe. Im Durchschnitt bleibt eine Stelle in dieser Branche 162 Tage unbesetzt.
Die eigentliche Schwierigkeit ergibt sich durch die Arbeitsbedingungen: Niedriger Lohn bei hoher Arbeitsbelastung. Oder anders: Die wirklich schlechte Personalausstattung.
Infolgedessen hat dieser Umstand verschiedene Facetten und Auswirkungen. So müssen durch den Personalmangel Arbeitsteilungen neu organisiert werden, was zur Verdichtung der Arbeit führt und zu einer größeren Belastung der vorhandenen Fachkräfte.
Stellen und Ausbildungsplätze werden abgebaut.
Die Arbeitszeiten sind außerdem schwer vereinbar mit dem Familienleben und anderen Freizeitaktivitäten.
Neben der hohen Belastung und den vielen Anforderungen spielt letztendlich auch die schlechte Vergütung eine Rolle.
Tipp: Legen Sie Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance für Ihre Angestellten.
Darum fehlt es an Arbeitskräften
Sie wissen jetzt, wo der Hund begraben liegt: Bei der Unsichtbarkeit der Unternehmen – der schlechten Bezahlung – der Unangepasstheit.
Überdenken Sie möglicherweise die finanziellen Aspekte neu und werden Sie aktiv, was die Steigerung der Attraktivität Ihres Unternehmens angeht.
Betreiben Sie Employer Branding, passen Sie bestimmte Prozesse an den strukturellen und an den technologischen Wandel an. Dazu zählt auch das, was vorab geschieht: Schauen Sie, ob Ihr Recruitingsystem auch wirklich auf Ihre Zielgruppe abgestimmt ist.
Tipp: Sie haben Bewerbungen erhalten, welche Ihnen jedoch auf den ersten Blick ungeeignet erschienen? Schmeißen Sie diese nicht weg, sondern fügen Sie sie zu Ihrer Datenbank hinzu. So können Sie bei künftigem Bedarf ganz einfach Ihre Datenbank durchsuchen und müssen nicht erst einen neuen Recruitingprozess starten. Hilfreich kann dabei die Verwendung einer Software-Lösung sein. Dafür eignet sich besonders unsere Software namens Vitapio. Mit Vitapio können Sie mit geeigneten Filtern den Kandidaten mit den passenden Fähigkeiten herausfiltern und mithilfe des Matching-Scores sehen, wie gut der Bewerber zu Ihrem Unternehmen passt. Entdecken Sie auch Stärken und Schwächen leichter, um Mitarbeiter gezielt dort zu unterstützen, wo es noch nötig ist. Testen Sie Vitapio jetzt 14 Tage kostenlos!